(26.08.2014) Das gibt es selten: Einen Künstler, der ausdrücklich auf die Titel seiner Bilder verweist. Georg Tokarz lässt den Beschauer nicht ratlos allein beim Verstehen seiner vielschichtigen Zeichnungen. Er führt ihn bewusst mit Hilfe der Bildtitel in seine malerischen Intentionen und Empfindungen hinein.
Georg Tokarz
Als Hommage zum 80. Geburtstag des weithin geachteten und anerkannten Künstlers Georg Tokarz ist seit Sonntag in der Tat eine außergewöhnliche Ausstellung im KUNST KABINETT zu sehen. Bürgermeister Rüdiger Gennies begrüßte die vielen Besucher der Vernissage, bevor in seiner Einführung Georg Tokarz selbst den Weg und Zugang zu einigen der aussagekräftigsten Bilder wies.
Man weiß eigentlich gar nicht, welcher Stilrichtung man Tokarz in seiner künstlerischen Aussage zuordnen soll. Die meist düsteren grafischen Arbeiten sind rätselhaft beklemmend und wären ohne die Leitlinie der Bildtitel schwer durchschaubar.
"Licht - im Netz gefangen" scheint vordergründig ein Nonsens-Titel zu sein. Tokarz erklärt dazu, wie ihn als Kind der Streich der Schildbürger fesselte, welche Licht in Säcken in ihr fensterloses Rathaus tragen wollten. Heute nun wird diese Schelmengeschichte zur wissenschaftlichen Wahrheit durch die Technik der Solarzellen, welche Energie "ins Netz einspeisen".
Oder die interessante Vexierzeichnung "Tagtraum" in einem düsteren Hinterhof mit blinden Fenstern. Durch den Trick des "abnormen Raumes" - wie Tokarz es nennt - erzielt er eine verblüffende Wirkung. Er spiegelt den Raum nicht nur vertikal, sondern gleichzeitig auch horizontal. Als das Bild zufällig auf den Kopf gedreht wird, sieht der Betrachter eine total veränderte Landschaft der Fantasie und des gebrochen Gegenständlichen.
Selbst Weltliteratur verarbeitet Tokarz auf die ihm eigene Weise des Geheimnisvollen. Franz Kafkas Hauptperson Josef K. aus seinem Roman "Der Prozess" lässt er durch einen spiralförmigen, endlos endlichen Tunnel taumeln, um Zugang zum Gesetz zu erhalten.
Nach eigener Aussage finden sich viele persönlichen Erfahrungen des in Oppeln geborenen Künstlers in den 44 ausgestellten Werken. Es gibt jedenfalls bei uns in Hespert wieder einmal viel zu sehen und ein Besuch lohnt sich.
Die Ausstellung ist noch bis zum 5. Oktober samstags und sonntags von 15 Uhr bis 18 Uhr zu sehen.
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