15.12.2022

KUNST ALS LEBENSMITTEL



GEDANKEN ZUM TOD VON FRANZ BODO GERONO


Franz Bodo Gerono - Foto: Michael Kupper

Anfang der Neunziger: Das Konzept zum Kunst Kabinett Hespert verfestigt sich. Mit unglaublicher Überzeugungskraft, Zähigkeit und Engagement trieb Franz Bodo Gerono die Idee von bürgerlicher Teilhabe an der Kultur in Form einer kommunalen Galerie und Bühne voran. Seine Frau und seine beiden Kinder als mittragende, bedeutsame Kräfte von Beginn an dabei. Ungezählte Gespräche mit Künstlern, Architekten und Vertretern der kommunalen Politik ermöglichten schließlich den Umbau der alten Dorfschule in Hespert in ein seit 1991 stetig an Bedeutung wachsendes Kunsthaus. Das war der Anfang eines Lebenswerks.

Mit der Präsentation polnischer Realisten und bald darauf mit der Beteiligung an dem internationalen Ausstellungsprojekt "Kunst Europa" machte F.B.Gerono schon zu Beginn seinen Anspruch, Weitblick und Mut in Sachen Kunstpräsentation deutlich - für uns Begleiter stets Herausforderung und Belohnung zugleich folgten über dreißig Jahre Ausstellungen und Bühnenprogramm. Dabei forderte und gab er gleichermaßen: Geduld, Empathie, Präzision, Qualitätsstreben aber auch herzenswarme Aufmerksamkeit und freundschaftliche Zugewandtheit gegenüber Künstler*innen und Besucher*innen des Kunst Kabinetts Hespert.

Er war rastlos in seinem Engagement, fuhr Hals über Kopf mit dem Auto ins kriegerische Jugoslawien zu Atelierbesuchen, war umtriebig, ein Netzwerker und rund um die Uhr in Sachen Kunst unterwegs, gnadenlos mit sich selbst in der Vorbereitung zu Ausstellungen - und dann war er auch wieder ganz ruhig, zentriert und hat seine kuratorischen Zielsetzungen erläutert: Vermittler sein zwischen Künstler*in und Publikum, ein "Diener" der Kunst, stets gelte es zu verhindern, dass die Kunst im falschen Raum, an der falschen Stelle, in ungeeigneter Nachbarschaft oder im schlechten Licht stünde. Er war dann zufrieden, wenn jedes Exponat "seinen" Platz hatte - oft verließ er das Kabinett erst, wenn es draußen schon wieder hell wurde. "Kuratieren heißt, Kunst lieben und inszenieren " hat er einmal formuliert. Es ging ihm nicht darum, Bild neben Bild zu hängen; er wollte die Kunst so zeigen, wie sie anderenorts noch nicht zu sehen gewesen war, Neues erlebbar und sichtbar machen. Dabei war es qualitätssichernd, dass er selber Künstler war.

Viele Projekte bleiben für immer unvergessen, darunter manche Präsentationen, Premieren und Uraufführungen mit hochkarätigen Künstler*innen. Dabei setzte er nicht auf Kulturspektakel. Vielseitigkeit, besonderen "Positionen" und auch Neulingen gab er die Chance auf Öffentlichkeit - "Die Qualität der Kunst ist doch entscheidend" hat er dann gerne gesagt und anschließend hat er sofort weitergemacht, ist losgefahren zur nächsten Vernissage, dem nächsten Atelierbesuch ...

Er hat viel, ja sehr viel möglich gemacht - sogar vermeintlich Unmögliches!

Er besaß eine gleichermaßen sensible wie couragierte Geistesgegenwart gegenüber den Künsten und den Menschen die er als Direktor des Kunst Kabinetts nach Hespert einlud. Dieser Geist belebte sein Handeln - das bleibt Franz Bodo Geronos Signatur.

Nun ist der Gastgeber, Kurator, Künstler, kreative Denker und Freund, also der, der uns so erfüllend aus der Rastlosigkeit unseres Alltag anhalten konnte und durch sein Schaffen in die wunderbare Weite der Kunst-Welt blicken ließ am 04.Juni 2022 gestorben.

Wir sind "untröstlich" aber dennoch auch getröstet, da sein Leben und sein Werk vom Wissen um die menschliche Sterblichkeit, seinem Vertrauen auf Gott und die Zuversicht auf ein Wiedersehen geprägt waren.