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KUNST ALS LEBENSMITTEL
GEDANKEN ZUM TOD VON FRANZ BODO GERONO
Franz Bodo Gerono - Foto: Michael Kupper
Anfang der Neunziger: Das Konzept zum Kunst Kabinett Hespert verfestigt sich.
Mit unglaublicher Überzeugungskraft, Zähigkeit und Engagement trieb Franz Bodo
Gerono die Idee von bürgerlicher Teilhabe an der Kultur in Form einer kommunalen
Galerie und Bühne voran. Seine Frau und seine beiden Kinder als mittragende,
bedeutsame Kräfte von Beginn an dabei. Ungezählte Gespräche mit Künstlern,
Architekten und Vertretern der kommunalen Politik ermöglichten schließlich den
Umbau der alten Dorfschule in Hespert in ein seit 1991 stetig an Bedeutung
wachsendes Kunsthaus. Das war der Anfang eines Lebenswerks.
Mit der Präsentation polnischer Realisten und bald darauf mit der Beteiligung an dem
internationalen Ausstellungsprojekt "Kunst Europa" machte F.B.Gerono schon zu
Beginn seinen Anspruch, Weitblick und Mut in Sachen Kunstpräsentation deutlich -
für uns Begleiter stets Herausforderung und Belohnung zugleich folgten über dreißig
Jahre Ausstellungen und Bühnenprogramm. Dabei forderte und gab er
gleichermaßen: Geduld, Empathie, Präzision, Qualitätsstreben aber auch
herzenswarme Aufmerksamkeit und freundschaftliche Zugewandtheit gegenüber
Künstler*innen und Besucher*innen des Kunst Kabinetts Hespert.
Er war rastlos in seinem Engagement, fuhr Hals über Kopf mit dem Auto ins
kriegerische Jugoslawien zu Atelierbesuchen, war umtriebig, ein Netzwerker und
rund um die Uhr in Sachen Kunst unterwegs, gnadenlos mit sich selbst in der
Vorbereitung zu Ausstellungen - und dann war er auch wieder ganz ruhig, zentriert
und hat seine kuratorischen Zielsetzungen erläutert: Vermittler sein zwischen
Künstler*in und Publikum, ein "Diener" der Kunst, stets gelte es zu verhindern, dass
die Kunst im falschen Raum, an der falschen Stelle, in ungeeigneter Nachbarschaft
oder im schlechten Licht stünde. Er war dann zufrieden, wenn jedes Exponat
"seinen" Platz hatte - oft verließ er das Kabinett erst, wenn es draußen schon wieder
hell wurde. "Kuratieren heißt, Kunst lieben und inszenieren " hat er einmal formuliert.
Es ging ihm nicht darum, Bild neben Bild zu hängen; er wollte die Kunst so zeigen,
wie sie anderenorts noch nicht zu sehen gewesen war, Neues erlebbar und sichtbar
machen. Dabei war es qualitätssichernd, dass er selber Künstler war.
Viele Projekte bleiben für immer unvergessen, darunter manche Präsentationen,
Premieren und Uraufführungen mit hochkarätigen Künstler*innen. Dabei setzte er
nicht auf Kulturspektakel. Vielseitigkeit, besonderen "Positionen" und auch Neulingen
gab er die Chance auf Öffentlichkeit - "Die Qualität der Kunst ist doch entscheidend"
hat er dann gerne gesagt und anschließend hat er sofort weitergemacht, ist
losgefahren zur nächsten Vernissage, dem nächsten Atelierbesuch ...
Er hat viel, ja sehr viel möglich gemacht - sogar vermeintlich Unmögliches!
Er besaß eine gleichermaßen sensible wie couragierte Geistesgegenwart gegenüber
den Künsten und den Menschen die er als Direktor des Kunst Kabinetts nach
Hespert einlud. Dieser Geist belebte sein Handeln - das bleibt Franz Bodo Geronos
Signatur.
Nun ist der Gastgeber, Kurator, Künstler, kreative Denker und Freund, also der, der
uns so erfüllend aus der Rastlosigkeit unseres Alltag anhalten konnte und durch sein
Schaffen in die wunderbare Weite der Kunst-Welt blicken ließ am 04.Juni 2022
gestorben.
Wir sind "untröstlich" aber dennoch auch getröstet, da sein Leben und sein Werk
vom Wissen um die menschliche Sterblichkeit, seinem Vertrauen auf Gott und die
Zuversicht auf ein Wiedersehen geprägt waren.
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